Am
Wochenende stellt die PDS ihre Landesliste für den Bundestag auf. Die
SprecherInnen der WASG hoffen, dass es dabei keine bösen Überraschungen
gibt - also nicht nur Lafontaine seinen Platz findet.
Auf einer
Landesmitgliederversammlung will die PDS am Wochenende in der Messe
Essen ihre NRW-Landesreserveliste für die Bundestagswahl aufstellen.
Neben dem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine erwartet die WASG, dass
zumindest auch ihr früherer Landessprecher Hüseyin Aydin und der
Sozialpfarrer Jürgen Klute aussichtsreich platziert werden. Chancen
können sich ebenfalls noch die WASGlerinnen Inge Höger-Neuling und
Britta Pietsch ausrechnen. Auf dem Programm der Versammlung steht
außerdem die Umbenennung in "Linkspartei." - mit oder ohne
dem Zusatz PDS. Die WASG hat in NRW mittlerweile rund 2.500 Mitglieder
- und damit etwa doppelt so viele wie die PDS.
Na,
platzt am Wochenende in Essen das Linksbündnis?
Katharina
Schwabedissen: Ich hoffe nicht.
Befürchten
Sie nicht, dass es Ihnen so ergeht wie Ihren Parteifreunden in Bayern,
also dass die PDS WASG-Kandidaten bei der Aufstellung der
Landesreserveliste durchfallen lässt?
Schwabedissen:
Natürlich können wir das nicht ausschließen. Eine landesweite
Mitgliederversammlung, wie sie die PDS in NRW durchführt, ist immer
unkalkulierbar. Aber wir haben sehr viele Gespräche mit dem
PDS-Landesvorstand geführt, die ich als sehr konstruktiv erlebt habe.
Deswegen hoffe ich, dass es hier anders läuft als in Bayern.
Wolfgang
Zimmermann: Allein schon die Tatsache, dass es in Bayern zu diesen
unerfreulichen Komplikationen gekommen ist, sollte eine heilsame Lehre
für die PDS sein, um es in NRW besser zu machen. Ich glaube, dass wir
ausreichend deutlich gemacht haben, dass wir unsere Vorschläge
platziert haben wollen.
Von wie
vielen WASG-Kandidaten auf vorderen Listenplätzen gehen Sie denn aus?
Zimmermann:
Nach den aktuellen Umfragen gehen wir von insgesamt acht bis zehn
aussichtsreichen Plätzen aus. Da sollten schon mindestens drei von
uns vorkommen - natürlich ohne dass es einen juristischen Anspruch
darauf gibt.
Herr
Zimmermann, bis vor nicht allzu langer Zeit waren Sie selbst noch
Mitglied der PDS. Wären Sie in der Partei geblieben, dürften Sie
jetzt nicht nur Wünsche äußern, sondern mitentscheiden. Haben Sie
vielleicht einen Fehler gemacht?
Zimmermann:
Nein, das glaube ich nicht. Ich bin damals wegen der Politik der PDS
in den Landesregierungen von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern
ausgetreten, konkret wegen des Austritts des rot-roten Berliner Senats
aus der Tarifgemeinschaft der deutschen Länder. Meine Meinung dazu
hat sich nicht geändert. Doch durch die Initiative Lafontaines, für
ein gemeinsames Linksbündnis aus PDS und WASG anzutreten, ist eine
neue Situation eingetreten. Es bietet sich jetzt die einmalige Chance,
die Zersplitterung der Linken zu überwinden und etwas Neues entstehen
zu lassen.
Und das
alles nur dank Oskar Lafontaine...
Schwabedissen:
Unsere Hoffnungen ruhen nicht allein auf Lafontaine. Uns kommt es auf
die Schaffung einer breiten linken Bewegung an, nicht darauf, einen König
an die Spitze zu setzen, hinter dem alle herlaufen.
Das
klingt ja schon fast nach Majestätsbeleidigung.
Zimmermann:
Tatsache ist, dass die WASG und Lafontaine aufeinander angewiesen
sind. Es wäre unsinnig, zu leugnen, dass es enorm wichtig ist, eine
prominente Persönlichkeit wie Lafontaine zu haben. Darauf reagieren
die Medien, darauf reagieren die Menschen. Aber: Ohne die WASG hätte
es kein Comeback von Lafontaine gegeben. Wir brauchen uns gegenseitig
in dieser Phase. Übrigens gilt das in gewisser Weise auch für Gregor
Gysi. Denn die PDS würde ohne die WASG nicht die Fünfprozenthürde
schaffen. Sie würde bestenfalls zwei, drei Direktmandate im Osten
schaffen. Das wär's auch schon.
Weil
Sie Lafontaine brauchen, schlucken Sie so manches für Linke
eigentlich Unverdauliche, wie seine Beiträge zur Folterdebatte, zu
"Fremdarbeitern" oder den von ihm abgelehnten EU-Beitritt
der Türkei?
Schwabedissen:
Wir schlucken die Kröten nicht. Es stimmt schon, dass Sachen, die
er als Privatmann von sich gibt, aufgrund seiner exponierten Stellung
negativ auf uns zurückschlagen können. Wir haben ihn allerdings
bereits deutlich darauf hingewiesen, dass er sich einfach gut überlegen
muss, was er sagt.
Was hat
er geantwortet?
Schwabedissen:
Dass er sich bemühen wird, vorsichtiger mit bestimmten Themen
umzugehen.
Zimmermann:
Lafontaine hat erkannt, dass ein sehr großer Teil der WASG ebenso
wie ein großer Teil der PDS mit bestimmten von ihm vertretenen
Positionen nicht einverstanden ist und sie nicht mittragen kann.
Am
Samstag steht auch die Umbenennung der PDS NRW an. Wie wird denn dann
die Partei heißen?
Schwabedissen:
Die Linkspartei Punkt.
Ohne
Zusatz?
Schwabedissen:
Davon gehe ich aus.
Der
letzte PDS-Landesparteitag hat anderes beschlossen.
Schwabedissen:
Ich denke, dass das Kürzel PDS nicht mit erscheinen wird. Denn
immerhin verzichten wir auf eine eigene Kandidatur. Das ist ein großer
Schritt für die WASG, der einfach von der PDS honoriert werden muss.
Auch sie muss Kompromisse eingehen. Im Übrigen nützt es doch auch
der Linkspartei, wenn sie im Westen auf den Zusatz PDS verzichtet.
z u r p e r s
o n
WOLFGANG
ZIMMERMANN, 55,
und KATHARINA SCHWABEDISSEN, 32, sind
gleichberechtigte LandessprecherInnen der Wahlalternative Arbeit &
Soziale Gerechtigkeit (WASG) in NRW.
|