In
der Kölner Innenstadt könnte der 44-jährige Jörg
Frank bei der Landtagswahl am Sonntag für eine Sensation
sorgen. Der Grüne hat die Chance, erstmalig für seine
Partei ein Direktmandat zu gewinnen.
Nirgendwo
in NRW ist der Kampf um das Direktmandat so spannend wie
im Wahlkreis 15, Köln I, Innenstadt. Gleich drei
Kandidaten liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Als
Favorit gilt der SPD-Ratfraktionschef Norbert Rüther.
Doch sowohl dem Grünen Jörg Frank, als auch Antonius
Poggel (CDU) werden Chancen eingeräumt, Rüther zu
schlagen. Bei der letzten Landtagswahl 1995 holte
Rüther-Freund Klaus Heugel den Wahlkreis mit 38,2
Prozent für die SPD. Die Grünen landeten auf Platz zwei
mit 28,1 Prozent, vor der CDU mit 26,2. Neben Rüther,
Frank und Poggel treten noch acht weitere Kandidaten in
der Innenstadt an, darunter mit Dieter Asselhoven
(Ökologische Linke) und Sengül Senol zwei ehemalige
grüne Ratsabgeordnete. Senol sitzt heute für die PDS im
Stadtrat. Ansonsten am Start: Hans-Hermann Stein (FDP),
Johann Weiß (Republikaner), Christian Heinrici
(Humanistische Partei), Gertrud Wallus
(Mittelstandspartei), Anne Rhea Werner (MLPD) und Werner
Peters (Partei der Nichtwähler). Der 1955 geborene
SAP-Organisator Jörg Frank ist stellvertretender
Vorsitzender der grünen Ratsfraktion.
Was
machen Sie nach dem 14. Mai?
Jörg
Frank: Da hoffe ich, mich dann im Landtag für
grüne Politik einsetzen zu können.
Ihre
einzige Hoffnung in den Landtag einzuziehen, ist
allerdings der Gewinn des Direktmandats in der Kölner
Innenstadt. Auf der grünen Landesliste stehen sie
abgeschlagen auf dem aussichtslosen Platz 38. Warum
sollen die Kölner Bürger Sie wählen, wenn schon die
eigene Partei Sie offenbar nicht im Landtag sehen will?
Jörg
Frank: Gerade deswegen. Ich denke, dass die
Kölnerinnen und Kölner, die sich für grüne Politik
interessieren, zwischen grüner Politik in Köln und
grüner Politik in NRW deutlich unterscheiden können.
Ich behaupte, dass wir Kölner in einer Reihe von Fragen
wesentlich bissiger sind. Das gilt zum Beispiel für die
Erkämpfung von Nachtflugbeschränkungen. Aber ich denke
auch, dass es notwendig ist, eine grüne Lobby für Köln
in Düsseldorf zu haben. Zum Beispiel, wenn es um
Städtebauförderung geht, um den Ausbau des
Öffentlichen Nahverkehrs und um eine bessere
Gemeindefinanzierung.
Ihre
Partei hat an die grünen Kandidaten ein 14-seitiges
Regiepapier als Linienführung für
Interviews ausgeteilt, um ein Maximum an
Gemeinsamkeit des öffentlichen Auftritts
sicherzustellen. Darin werden Ihnen
Sprachregelungen vorgegeben. Was dürfen Sie der taz
alles nicht sagen?
Jörg
Frank: Mir ist ein solches Papier nicht bekannt.
Ich handele auf der Basis der politischen Praxis der
Grünen in Köln. Damit sind wir ja durchaus erfolgreich.
Sie haben das Papier nicht bekommen? Könnte es sein,
dass die Landesgrünen es für einfach aussichtslos
halten, Sie an Sprachregelungen zu binden? Die wissen,
dass ich dafür wenig Verwendung hätte. Aber wenn ich so
etwas bekommen hätte, würde ich trotzdem immer noch das
sagen, was ich für richtig halte. Und nicht, was mir
andere vorschreiben wollen.
Den
Stadthaushalt haben die Kölner Grünen mit der CDU und
der FDP zusammen verabschiedet. Könnte diese
Ampel-Liaison nicht auch ein Beispiel fürs Land sein?
Machtverliebt und selbstherrlich sind die Genossen dort
nicht weniger als hier.
Jörg
Frank: Eine SPD, die über Jahrzehnte an der
Macht ist, davon lange Zeit mit absoluter Mehrheit, ist
natürlich verbraucht. Das ist ja eine Ursache für die
Dauerkonflikte mit den Grünen in der letzten
Legislaturperiode. Es ist aber auch so, dass die CDU
unter der Führung von Jürgen Rüttgers keine
ernstzunehmende Alternative darstellt. Da sind die
Gemeinsamkeiten der CDU mit den Grünen doch marginal.
Insbesondere die Kinder statt Inder-Kampagne
hat gezeigt, dass Rüttgers eher auf Rechtspopulismus
setzt. Das ist mit uns nicht zu machen.
In Köln
mit der CDU, in Düsseldorf mit der SPD? Wie passt das
zusammen?
Jörg
Frank: Der Hauptgrundsatz grüner Politik sollte
sein: Sofern eine Regierungsbeteiligung möglich ist,
sollte sie mit dem Partnern eingegangen werden, mit denen
ein Maximum an grünen Inhalten durchgesetzt werden kann.
Das ist für mich immer noch der beste Maßstab, zumal
die Differenzen zwischen CDU und SPD in vielen Bereichen
nicht besonders groß sind. Daher kann es keine
allgemeingültigen Antworten und Festlegungen geben.
Was
werden Sie machen, wenn es mit dem Landtagsmandat nichts
wird?
Jörg
Frank: Dann mache ich weiter Politik in Köln.
Aber ich werde mich allerdings so oder so auch künftig
auf Landesebene zu Wort melden. Das gehört für mich
zusammen. Doch zunächst werden wir am Sonntagabend
trotzdem heftig einen zur Brust nehmen. Der Wahlkampf war
stressig. Dass er am 14. Mai vorbei sein wird, ist auf
jeden Fall ein Grund zum Feiern.
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