Die rechtsextreme »Bürgerbewegung Pro Köln«
blamiert sich mit ihrem zweiten »Anti-Islamisierungs-Kongress«
erneut.
Mehr als
zweitausend Teilnehmer erwartete »Pro Köln« zu ihrer »europäischen
Manifestation gegen die Islamisierung und Überfremdung des
christlichen Abendlandes«. Gerade mal 200 sind am 9. Mai zur
Hauptkundgebung auf den Barmer Platz, das Schotterareal abseits des
Deutzer Bahnhofs, gekommen. Auch die Neuauflage des
»Anti-Islamisierungskongresses« erweist sich für die rechtsextreme
Vereinigung als grandioser Flop.
Mehr als 5600 Polizisten sind im
Einsatz – weit mehr noch als im September, als Polizeipräsident
Klaus Steffenhagen die Veranstaltung auf dem Heumarkt in letzter
Minute unter Verweis auf die angeblich nicht mehr zu kontrollierende
Sicherheitslage verbot. Jetzt dürfen die Ultrarechten um Markus
Beisicht und Manfred Rouhs erst gar nicht in die Innenstadt.
Eigentlich hatte »Pro Köln« auf dem
Roncalliplatz vor dem Dom demonstrieren wollen. Doch am Abend vor
der Kundgebung bestätigt das Bundesverfassungsgericht die von der
Polizei angeordnete Verlegung auf den trostlosen Barmer Platz. Auch
der Marsch von Deutz zur geplanten Ditib-Moschee in Ehrenfeld bleibt
untersagt. Die obersten Richter folgen der Argumentation
Steffenhagens, angesichts der zu erwartenden Gegenaktionen sei die
Sicherheit des Demonstrationszuges und unbeteiligter Dritter »selbst
unter Einsatz mehrerer Tausend Polizeikräfte nicht zu
gewährleisten«.
Damit ist die Strategie des
Sozialdemokraten aufgegangen, die bräunlichen Krakeeler nur fernab
der Öffentlichkeit sich versammeln zu lassen. Aber der Preis ist
hoch, denn Steffenhagen hat dafür im Vorfeld den Protest gegen das
Rechtsaußen-Spektakel in höchst problematischer Weise
instrumentalisiert. Die Verbotsverfügungen halten vor Gericht nur
stand, weil er in abenteuerlicher Weise ein Katastrophenszenario
beschworen hat und Bilder von möglichen Krawallen zeichnete, die mit
der realen antifaschistischen und antirassistischen Protestbewegung
nichts zu tun haben.
Insgesamt sind an diesem Samstag rund
5000 Demonstranten friedlich gegen den
»Anti-Islamisierungs-Kongress« auf der Straße. Zu sehen bekommt den
schrägen Event indes nur ein kleiner Teil von ihnen. Zu großflächig,
zu engmaschig hat die Polizei den Ring gezogen. Nur etwa hundert
gelingt es, einen Blick auf die bizarre Parallelgesellschaft zu
werfen, die sich auf dem Barmer Platz zusammengefunden hat. Neben
Rechtsextremen verschiedener Schattierung stehen hier
christlich-fundamentalistische Eiferer und die fanatischen
Islamhasser des Internetblogs Politically Incorrect. Hinzu kommen
kleinere Abordnungen europäischer Rechtsaußenparteien wie der
belgischen Vlaams Belang, der österreichischen FPÖ oder
Front-National-Abspaltungen aus Frankreich. Aktivisten aus der Szene
der Freien Kameradschaften sind augenscheinlich ebenfalls dabei.
Einer trägt ein Sweatshirt, auf dessen Frontseite »Deutsch – Stolz –
Treue« steht. Auf dem Ärmel prangt eine stilisierte
Maschinenpistole, auf dem Rücken »Eure Galgen werden schon
gezimmert«. Das ist selbst »Pro Köln« etwas unangenehm. Nachher
werden Funktionäre absurderweise behaupten, es habe sich um einen
»von der Gegenseite eingeschleusten Störer« gehandelt.
Die Rechtsausleger eint der Hass
gegen Menschen, die nicht so leben, denken und glauben wie sie. Wenn
nicht gerade deutscher Schlager aus den Boxen wummert, ergötzen sie
sich an Hetzreden ihrer Anführer, die unter dem Deckmäntelchen der
Islamkritik vor allem Ressentiments gegen Migranten schüren. Als die
Polizei einige Gegendemonstranten hinter die Absperrungen drängt,
skandiert die rechte Meute: »Macht sie alle!« Zum Abschluss faselt
»Pro Köln«-Chef Beisicht von einem »phänomenalen Erfolg« und einer
»historischen Stunde für die Pro-Bewegung«. Zum Beleg multipliziert
er einfach mal die Zahl der Anwesenden um das Fünffache und spricht
von tausend Kundgebungsteilnehmern. Zählen können sie auch nicht.
Nach eineinhalb Stunden endet der
rassistische Spuk mit der deutschen Nationalhymne. Welche Strophe
die ergriffene Menge singt, geht im Lärm der zwar nicht zahlreichen,
aber lautstarken Gegendemonstranten unter. Unter Pfiffen und »Nazis
raus!«-Rufen werden die Ultrarechten durch ein Polizeispalier auf
ein S-Bahn-Gleis zur Abreise geleitet. Alle Demonstrationen seien
friedlich verlaufen, bilanziert die Polizei. Insgesamt habe sie zehn
Festnahmen registriert, davon vier in direktem Zusammenhang mit der
»Pro Köln«-Veranstaltung. Eine Person habe dem linken und zwei dem
rechten Spektrum angehört. Außerdem sei noch »ein Bürger ohne
besondere politische Orientierung« vorläufig festgenommen worden. |