![]() 04.10.2005 |
Startseite taz nrw taz |
![]() |
Von Pascal Beucker |
Ein
Steuergeschenk lockte Ford vor 75 Jahren nach Köln. Harte
Zeiten für die Autobranche: Krise bei Opel, VW, Mercedes und der
Autokanzler steht kurz vor seinem Abtritt. Wie schön, dass wenigstens
die Ford-Werke einen Grund zum Feiern haben: Vorgestern vor 75 Jahren,
am 2. Oktober 1930 legten Henry Ford I. und Kölns seinerzeitiger
Oberbürgermeister Konrad Adenauer den Grundstein für die
Produktionsstätten des Autobauers im Kölner Norden. Als Ford nach Aufhebung einer Einfuhrsperre für Automobile 1925 nach Deutschland kam, hatte Henry Ford mit dem legendären Modell T - dem ersten auf dem Fließband hergestellten Automobil - in den USA bereits das Zeitalter der Massenproduktion eingeleutet. Im Berliner Westhafen schraubten von 1926 an 350 Mitarbeiter pro Tag durchschnittlich 50 "Tin Lizzies" zusammen. Die Einzelteile waren in Holzkisten per Schiff aus den USA gekommen - Ford drückte sich so um die hohen Zolltarife. Doch
Berlin blieb nur eine Episode. "Wir
haben überall unsere Leute suchen lassen, haben lange gesucht und die
Wahl zwischen vielen Städten und Stätten gehabt, aber nirgends
fanden wir diese idealen Verkehrsverbindungen zu Wasser und zu Luft
wie gerade in Köln und besonders im Kölner Industriegelände",
begründete Konzernchef Ford seine Entscheidung. Er unterschlug
freilich ein weiteres schlagkräftiges Argument für Köln: Adenauer
lockte Ford nicht zuletzt deshalb in die rheinische Metropole, weil
ihm der spätere Bundeskanzler - streng vertraulich - angeboten hatte,
die Gewerbesteuer der ersten sechs Jahre pauschal zu erheben. Dadurch
wurde Köln konkurrenzlos preiswert. 1930
erwarb die Ford Motor Company ein 170.000 Quadratmeter großes Gelände
mit 280 Metern Rhein-Front in Köln-Niehl. Am 2. Oktober 1930 erfolgte
der Baubeginn für die Halle A - heute ein denkmalgeschütztes Gebäude.
Geplant waren 1.200 Arbeitsplätze für die Montage von 60 Automobilen
pro Tag bei einer 40-Stunden Woche. Der erste Ford-Lastwagen lief am
4. Mai 1931 vom Band, der erste Pkw, ein Modell-A, am 2. Juni 1931. Heute sind rund 19.000 Mitarbeiter am Standort Köln tätig. Ford ist damit größter Arbeitgeber in Köln. Die Tagesproduktion beträgt nach Unternehmensangaben 1.850 Fahrzeuge. Insgesamt hat Ford bislang mehr als 34 Millionen Fahrzeuge in Deutschland produziert. |
© Pascal Beucker. Alle Rechte an Inhalt, Gestaltung, Fotos liegen bei dem Autoren. Direkte und indirekte Kopien, sowie die Verwendung von Text und Bild nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung des Autoren. |