Der Kölner Verleger Alfred
Neven DuMont.
74
Jahre hat er darauf warten müssen, nun bekommt Alfred Neven DuMont
endlich das, was er verdient: die Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln
– eine der wenigen Auszeichnungen, die dem Großen
Bundesverdienstkreuzträger mit Stern und Ehrenbrandmeister der
Freiwilligen Feuerwehr von Stommeln bislang noch fehlte.
Erstaunlich
nur, dass es solange dauerte. Denn kaum einer beeinflusst seit
Jahrzehnten die Politik der Domstadt derartig entscheidend wie der
Verleger-Spross in elfter Generation. Denn DuMont hat sich nie darauf
beschränkt, nur ein guter Zeitungsmacher zu sein.
So
kümmerte er sich um Medienpolitik beim Bundesverband der
Zeitungsverleger, um Wirtschaftsinteressen als Präsident der Kölner
Industrie- und Handelskammer und Vorstandsmitglied der
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände – und nicht
zuletzt um seine eigenen finanziellen Interessen als Teilhaber des
Esch-Immoblienfonds. Erfolgreich: In der Liste der 100 reichsten
Deutschen der manager magazins belegt er mit einem Vermögen
von 1,8 Milliarden Mark Platz 73 – noch vor der Drogerie-Familie
Schlecker und den Adeligen von Thurn und Taxis.
„Er
war und ist ein politischer Verleger“, sagte Hans-Dietrich Genscher
anlässlich des 70. Geburtstages des kommenden Ehrenbürgers. Anders
formuliert: Der Kölner Citizen Kane versteht es hervorragend, sich
„im Spannungsfeld zwischen Pressemacht und -missbrauch zu
bewegen“, wie sogar einmal sein publizistisches Flagschiff, der Kölner
StadtAnzeiger (KStA), konzedierte. Das bedeutet: In Köln
weiß jeder, der eine gute Presse haben will, dass er an ihm und
seinen Fleischtöpfen nicht vorbei kommt.
Seine
Karriere begann DuMont, der in München Philosophie, Geschichte und
Literatur studiert und 1952 ein Jahr lang an der Medill School of
Journalism in Chicago verbracht hat, als Twen. Mit 26 Jahren trat er
in das elterliche Verlagshaus M. DuMont Schauberg ein und war dort ab
1955 zunächst publizistischer Leiter des KStA. 1960 wechselte
er auf die Herausgeberseite der liberalen Tageszeitung und gründete
1964 die Boulevardzeitung Express. Nach dem Tod seines Vaters
Kurt wurde der „Verleger aus Berufung“
1967 alleiniger Herausgeber der beiden Blätter und regiert
seitdem seine Zeitungen mit patriarchal-eiserner Hand. So konstatiert
denn auch der Branchendienst epd medien, DuMont sei „für
seine oft harsche Gutsherrenart auch im Umgang mit Redakteuren
bekannt“.
Dabei
macht der passionierte Teetrinker gar keinen Hehl um sein „Bemühen
um Meinungsführerschaft“. Sieht er einen missliebigen Beitrag, kann
eine bis dato gedeihliche Zusammenarbeit minutenschnell beendet sein.
Auch heute noch.
Denn
Neven DuMont ist wenig zimperlich, wenn er seine Interessen tangiert
sieht. So setzte er 1996 kurzentschlossen einen langjährigen Stadt-Anzeiger-Redakteur
vor die Tür, nachdem dieser DuMont-kritische Bemerkungen in dem
Artikel eines freien Autoren hatte durchgehen lassen. Der Herausgeber
sah in dem Journalisten ein „publizistisches Sicherheitsrisiko“.
Das Arbeitsgericht kam zu einem anderen Urteil. Die Kündigung musste
zurückgenommen werden. Selbstkritik indes fällt dem Verleger schwer.
Noch im Frühjahr dieses Jahres versuchte DuMont in einem Leserbrief
an das Fachmagazin Journalist, den er auch in der Redaktion des KStA
aushängen ließ, die für ihn peinliche Geschichte umzuschreiben: Der
damalige Chefredakteur und nicht er sei für den versuchten
Rausschmiss verantwortlich gewesen.
DuMont
greift gerne mal zur spitzen Feder. Auf Freundlichkeitsfloskeln legt
er dabei in der Regel wenig Wert. So schrieb er im Dezember 1999 als
Reaktion auf eine Pressemitteilung der Grünen im Kölner Stadtrat der
damaligen grünen Bürgermeisterin und heutigen
schleswig-holsteinischen Justizministerin
Anne Lütkes: „Es wird berichtet, dass die Fraktion der Bündnis
90/Die Grünen folgende Formulierung abgesondert hat.“ Die Grünen hätten
ihre Haltung zu korrigieren.
Ja, Alfred Neven DuMont liebt das
Schreiben – auch wenn er manchmal damit Schiffbruch erleidet. So
scheiterte er als Romancier. Sein Erstling „Abels Traum“, der 1995
unter dem Pseudonym Franz Nedum erschien, fiel bei Kritik und Publikum
glatt durch. Kein Wunder: Auf 273 Seiten beschäftigt er sich mit kaum
mehr als dem Busen der Jugendfreundin des Helden. |